Wasserstoffzukunftsregion Allgäu - FDP Kempten stellt Antrag

Nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke Buchloe – Lindau, und der damit in den nächsten Jahren nicht zu erwartender Elektrifizierung Kemptens, ist alternativ die Ablösung von Diesel betriebenem Schienenverkehr anzustreben. Angesichts überlanger Umsetzungszeiten für eine komplette Elektrifizierung schlagen wir vor, sich bei der Bayerischen Staatsregierung für die Bildung einer Modellregion Allgäu zum Einsatz von wasserstoffbetriebenen Zügen einzusetzen.

Die Umsetzung könnte ohne Investitionen in die Gleisstruktur erfolgen. Die Anschaffung solcher Züge kann kurzfristig erfolgen. Eine Region nach dem Motto: “Wasserdampf statt Dieselschwaden” erachten wir als erstrebenswert.

Wir befürworten die Bildung einer Wasserstoffzukunftsregion Allgäu, z. B. für den Betrieb von Wasserstoffzügen aus mehreren Gründen:

Die eigentlich gegebene technische Überlegenheit, die bei Vollelektrifizierung gegeben wäre, ist nicht realistisch. Im Bundesverkehrswegeplan sind bis 2030 934 km Elektrifizierung in 20 der wichtigsten Projekte zur Realisierung vorgesehen. Das Allgäuer Schienennetz allein umfasst mehrere 100 km, so dass deren Verwirklichung unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

–   Das Allgäu ist eine Tourismusregion, für deren Vermarktung ein beispielgebender Umgang mit der Umwelt essentiell ist.

–   Geringere Lärm- und Kraftstoffemissionen sind für die Lebensqualität der Menschen im Allgäu von großer Bedeutung.

–  Die Nutzung von Wasserstoff betriebenen Zügen erfordert den Aufbau einer Betankungsinfrastruktur. Der Einsatz der Züge wird nicht auf allen Strecken im Allgäu gleichzeitig erfolgen können. Die Infrastruktur sollte aber so ausgelegt werden, dass dies möglich wird. Durch die Reichweite der Züge (ca. 1000 km) mit einer Tankfüllung bietet sich eine zentrale Betankung in Kempten an, da von hier aus die meisten Strecken befahren werden.

–   Im Allgäu soll die Energie- und Mobilitätswende forciert werden. Hierzu soll sogenannter EE-Wasserstoff (EE: aus erneuerbaren Energien) regional produziert werden. Die gegründete Initiative H2-Zukunftsregion Allgäu plant dazu mindestens zwei Wasserstofftankstellen in Kempten und Memmingen aufzubauen und zu betreiben. Das Allgäu verfügt schon heute über relevante Mengen an Ökostrom, die zeitweise nicht lokal genutzt werden können. Das Stromkontingent besteht aus 3 Säulen:

–   Überschussstrom des Regionalanbieters AÜW

–   Strommengen von regionalen Wind- und Solarparks

–   Überschussstrom aus der Abwasserbehandlung des AZV Kempten

(AZV: Abwasserzweckverband)

Mit dem geplanten Stromüberschuss der Kläranlage lassen sich min. 30 t Wasserstoff im Jahr produzieren. Gerade dieser Strom ist für eine wirtschaftliche Wasserstoffproduktion sehr geeignet, da er ganzjährig konstant anfällt. Der Standort der Kläranlage bietet sich auch für die Elektrolyse an, da hier die entsprechende Infrastruktur bereits in großem Umfang vorhanden ist. Darüber hinaus kann der überschüssige Sauerstoff direkt sinnvoll in der Belebung der Biologischen Reinigungsstufe verwendet werden. Allein das hierdurch bestehende Einsparpotential beträgt ca. 2 GWh Strom p.a. und steht dann zusätzlich der Wasserstoffproduktion als „Abfallprodukt“ zur Verfügung.

Der lokal erzeugte Wasserstoff soll nicht nur für Zugverbindungen sondern auch für den Einsatz regionaler Flotten (leichte und schwere Nutzfahrzeuge, Busse, Taxen etc.) eingesetzt werden.

–   Das Bundesverkehrsministerium stellt für Projekte Förderungen in Aussicht, siehe:

http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Dossier/Elektromobilitaet/elektromobilitaet.html

–   Eine Projektskizze zur beschriebenen Produktion von Wasserstoff auf der Kemptener Kläranlage wird derzeit durch den Landkreis Oberallgäu und die Stadt Kempten erstellt und zum 30.09.2019 an die NOW eingereicht. Ziel ist es, die Fördermittel zu bekommen.

–   Die erfolgreiche Implementierung dieser H2-Zukunftsregion Allgäu kann als Leuchtturm weit über das Allgäu hinaus in andere Regionen ausstrahlen.

–   Mit der Hochschule Kempten haben wir eine Institution vor Ort, die die Gründung der H2-Zukunftsregion vorgeschlagen hat, die aktuell das erforderliche Industrienetzwerk knüpft, in dem erste anwendungsorientierte Entwicklungsprojekte für Mobilität und Transport umgesetzt werden. Des Weiteren kann die Hochschule den Aufbau der Zukunftsregion wissenschaftlich begleiten, den Nukleus für Know-how-Transfer in die Industrie bilden und dringend erforderlichen Ingenieur-Nachwuchs ausbilden.

Fazit:

Wir sehen ein Bündel von Maßnahmen, die allesamt nicht so viel Zeit beanspruchen wie eine erträumte Elektrifizierung. Vor allem bedingt die Einführung keinerlei Investitionen in die Gleisstruktur wie bei der Regionalbahn! Die Züge selbst werden am Markt bereits angeboten. Eine schnelle Umsetzung einer Modellregion würde Schwung in eine Initiative bringen, die im Interesse unserer Bevölkerung ist.